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Die verpasste Transformation

Warum Deutschland den relevanten Trend verschläft
Ralf Haberich | 21.11.2017
Man könnte es als Jammern auf hohem Niveau bezeichnen, sicherlich. Seit Jahren steigt in Deutschland das Bruttoinlandsprodukt und ebenso kontinuierlich und erfolgreich sinken im Gegenzug die Arbeitslosenzahlen. Damit ist Deutschland in Europa und teils in der Welt eine Top-Region.

Hemmnisse der Transformation

Wenn wir uns allerdings die Digitalisierung – vor allem in den Chef-Etagen und generell bei großen Unternehmen – anschauen, senkt sich der Blick beschämt zu Boden. Fakt ist, die Hemmnisse der Transformation liegen in erster Linie innerhalb des eigenen Unternehmens. Hinzu kommt dann noch Besorgnis, insbesondere hinsichtlich Datenschutz und Fachkräftemangel.

Kein ernstzunehmender CEO oder Geschäftsführer wird an den Chancen oder den Entwicklungsmöglichkeiten zweifeln, die die Digitalisierung unter anderem im Bereich Kundenbeziehungsmanagement für das eigene Unternehmen bietet. Ganz im Gegenteil: Die Chancen sind bereits erkannt und werden auch offen diskutiert. Wenn es aber um die Transformation selbst geht, wartet die Unternehmenslandschaft vergeblich auf ihre digitale Blütezeit.

Was hält die deutsche Wirtschaft auf?
Große Steine werden eigentlich keinem Unternehmen in den Weg gelegt, aber gefühlt und in der Fülle der einzelnen Hürden ergibt sich dann eben doch ein anderes Bild: Die deutsche Wirtschaft verschläft die Transformation der Digitalisierung. Die Gründe hierfür liegen laut Bitkom in den steigenden Datenschutzanforderungen sowie in der fehlenden IT-Sicherheit. Aber auch die Akzeptanz in der Belegschaft stellt einen wesentlichen Hemmfaktor dar.

Digital hat keine Priorität

Wenn dann auch noch die Geschäftsleitung der digitalen Transformation keine Priorität einräumt, sie nicht kommuniziert und vorlebt, dann kann ein Unternehmen nicht mit dem Wandel mithalten – geschweige denn einer benötigten und aufgesetzten Strategie im Bereich Digitalisierung den eigenen Stempel aufdrücken.

Hinzu kommt, dass es bei einer geplanten positiven Besetzung des Themas „Digitale Transformation“ häufig zu Engpässen bei der Suche nach geeigneten Kollegen kommt: Fachkräfte mit Digitalkompetenz sind Mangelware in Deutschland, vor allem in Ballungsgebieten.

Die Argumente für die verschlafene Transformation im Einzelnen (Quelle: Bitkom):

- Anforderungen an den Datenschutz (38 Prozent)
- IT-Sicherheit (37 Prozent)
- Akzeptanz in der Belegschaft (29 Prozent)
- geeignete Fachkräfte mit Digitalkompetenz (28 Prozent)
- fehlende Vorgaben aus der Geschäftsleitung (27 Prozent)
- langwierige Entscheidungsprozesse (25 Prozent)

Fazit
Um die Digitale Transformation voranzutreiben, werden natürlich auch Forderungen laut: so beispielweise die – aus meiner Sicht als Ausrede herangezogene – Argumentation des flächenmäßig zu geringen Breitbandausbaus oder der bildungspolitischen Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel. Es ist hier wie bei allen anderen Situation im beruflichen oder privaten Leben auch: Wer nicht die Initiative ergreift, sondern auf Reaktionen wartet, verpasst in allen Belangen den Anschluss – digital oder analog.
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Über Ralf Haberich

Ralf Haberich, Managing Director und Vorstandsvorsitzender bei der CRM Partners AG, ist verantwortlich für das Management der D-A-CH-Region.