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Seidenstraße 2018 – Handeln auf neuen Wegen

Die neueste Konferenz der NürnbergMesse wird im Juli die großen wirtschaftlichen Potenziale entlang der „neuen Seidenstraße“ aufzeigen.
NürnbergMesse | 11.05.2018
© NürnbergMesse
 
Ein Doppel-Interview zum Kongress: „Seidenstraße 2018 – Handeln auf neuen Wegen
25. Juli 2018, Messezentrum Nürnberg

Interviewpartner:
• Peter Ottmann, CEO der NürnbergMesse Group
• Armin Siegert, Leiter Geschäftsbereich International bei der Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken

Die neueste Konferenz der NürnbergMesse trägt den Titel "Seidenstraße 2018 – Handeln auf neuen Wegen". Wie kam es zu der Idee einer solchen Veranstaltung gerade in Nürnberg?


Peter Ottmann: Das Projekt „Seidenstraße 2018“ ist ein langfristig ausgelegtes Megaprojekt, das China mit klarer Strategie und enormen Ressourcen vorantreibt. Die „Belt and Road“-Initiative – wie sie offiziell heißt – ist bereits mit rund 900 Projekten ausgestattet. Die prognostizierten Investitionen betragen 900 Milliarden US-Dollar. Entsprechend ist das Jahrhundertprojekt in Asien ein Riesen-Thema – in Europa und Deutschland jedoch bislang noch nicht. Die NürnbergMesse will das ändern: Der Kongress „Seidenstraße 2018 – Handeln auf neuen Wegen“ möchte umfassend informieren und wirtschaftliche Impulse setzen. Die Veranstaltung am 25. Juli 2018 in Nürnberg wird interessierten Unternehmen die großen wirtschaftlichen Potenziale entlang der „neuen Seidenstraße“ aufzeigen.

Unser Ziel ist es, zentrale Fragestellungen zu bündeln und dabei Lösungen und Geschäftsoptionen vorzustellen. Im Rahmen der Belt-and-Road-Initiative soll die Seidenstraße sowohl auf dem Landweg als auch auf dem Seeweg neu etabliert werden. Im Rahmen der China Landbridge spielt der Kongressstandort Nürnberg dabei auch logistisch eine wichtige Rolle: Einmal pro Woche fährt ein Güterzug mit 54 Containern von Nürnberg 10.000 Kilometer nach Chengdu – und dann mit Fracht aus China zurück nach Nürnberg. Nürnberg liegt also bereits heute an der Seidenstraße!

Warum sollten deutsche Unternehmen enger mit Ländern entlang der Seidenstraße kooperieren – auch speziell mit Blick auf die innerchinesischen Provinzen?

Armin Siegert: Mit der Initiative „Belt and Road“, kurz BRI, möchte die chinesische Regierung ein interkontinentales Infrastruktur-Netz zwischen China und Europa, Afrika, dem Nahen Osten, Südasien, Zentralasien und Südostasien aufbauen. Die Wirtschaftsräume sollen dabei vernetzt und weiterentwickelt werden. Darüber hinaus gehört es auch zu den Zielen dieses Jahrhundertprojekts, die strukturschwachen Westprovinzen der Volksrepublik zu unterstützen und wirtschaftlich voranzubringen. Das bedeutet vor allem eines: milliardenschwere Investments in die Infrastruktur – sowohl in Westchina als auch in Zentralasien. Unternehmen, die Teil dieser Initiative sein möchten, brauchen, um erfolgreich zu sein, Partner vor Ort, die sich mit den lokalen Gegeben- und Gepflogenheiten auskennen.
Mit der Seidenstraße der Neuzeit werden neue Wirtschaftszentren entstehen. Damit einhergehen Projekte wie beispielsweise der Bau von Tiefseehäfen in Pakistan, Malaysia oder Indonesien. Aber auch die Gründung neuer Sonderwirtschaftszonen in Kasachstan oder Weißrussland ist damit verbunden. Neue Städte sind in Planung. Diese müssen mit Energie versorgt, verkehrstechnisch angebunden und mit medizinischen Einrichtungen ausgestattet werden.

Die „Go-West“-Strategie zielt darauf ab, vor allem innerchinesische Provinzen zu entwickeln. Das Seidenstraßenprojekt soll dieses Vorhaben weiter forcieren. Mithilfe der BRI-Initiative soll beispielsweise Sichuan, mit über 90 Millionen Einwohnern eine der größten Provinzen Chinas, zu einem wirtschaftlichen Zentrum Südwestchinas aufgebaut werden. Vor allem in den Bereichen Erneuerbare Energien, der Trinkwasserversorgung sowie dem Abwassermanagement, der Biotechnologie und Medizintechnik eröffnen sich vielversprechende Geschäftsfelder für deutsche Firmen.

Die Unternehmen sollten sich zukünftig also noch stärker auf die Länder entlang der Seidenstraße – und speziell auf die innerchinesischen Provinzen – fokussieren, um Kooperationspotenziale ausschöpfen zu können. Durch die Verbindung von regionalen IT- und Kommunikationsnetzwerken, die Senkung von Zollschranken und Hürden von Investments sowie die Förderung des Tourismus entstehen neue Wirtschaftsräume. Damit einher geht auch die Verbreitung des Yuan als internationales Zahlungsmittel.

Welche Fragen sind für Unternehmen in diesem Zusammenhang besonders relevant?

Peter Ottmann: In erster Linie geht es um Fragen zur praktischen Umsetzbarkeit von Wirtschaftsprojekten: Welche Erfahrungen machen deutsche Unternehmen in China? Welche Business-Strategien erweisen sich als erfolgreich? An welchen Best-Practise-Beispielen können sich Unternehmen orientieren? Wie können deutsche Firmen an Großprojekten entlang der „neuen Seidenstraße“ mitwirken? – Eben hier setzt der Kongress seinen Fokus. Er bietet praktische Lösungsansätze für Unternehmen und berücksichtigt dabei ökonomische, infrastrukturelle, geopolitische und juristische Aspekte. Das Unternehmerpanel des Kongresses dreht sich um Erfahrungsberichte und Erfolgsstrategien. Im Länder- und Projektpanel werden konkrete Seidenstraßen-Projekte vorgestellt. Zudem werden Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten in ausgewählten Ländern entlang der Seidenstraße aufgezeigt.

Als größte Volkswirtschaft der Welt bietet China wertvolle Wachstumsperspektiven. „Made in Germany“ und „German Engineering“ stehen für global nachgefragte Innovationskraft und Qualität. Beides miteinander zu verbinden, ist der Anspruch des Kongresses. Dafür hat sich die NürnbergMesse starke Kooperationspartner an die Seite geholt: die Industrie- und Handelskammern in Bayern und das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Energie und Technologie. Die Veranstaltung profitiert erheblich von den Netzwerken dieser Partner: Die IHK, etwa, steuert ihre Netzwerke mittelständischer bayerischer Unternehmen bei. Das Wirtschaftsministerium unterstützt Unternehmen mit umfangreichen Förderprogrammen bei der Erschließung neuer Märkte und vermittelt Kontakte. Wir und unsere Partner sind überzeugt: Das Thema „Seidenstraße“ bietet erhebliches Potenzial, insbesondere für Unternehmen, die sich in Deutschland und China engagieren.

Was können Unternehmen und Firmen in Deutschland vom Megaprojekt "Seidenstraße" erwarten?

Armin Siegert: BRI ist eine neue Form der Handelspolitik und wird China auf lange Zeit stärken. Langfristiges Denken von Wirtschaft und Politik ist also gefragt. Strategien müssen entwickelt werden, damit Firmen schnell und sicher an Projekte entlang der Seidenstraße anknüpfen können. Idealerweise sollten die Global Player in Deutschland gerade mittelständische Firmen im „Windschatten“ mit auf die Reise nehmen. Die Politik muss dabei flankierend zur Seite stehen. Bayern wird sicherlich die Takt-Zahl an Delegations- und Unternehmerreisen sowie Messebeteiligungen entlang der Seidenstraße deutlich erhöhen, um insbesondere mittelständische Unternehmen bei der Markterschließung zu unterstützen.

Im ersten Schritt der Initiative geht es vor allem um den Ausbau der Infrastruktur. Es entstehen neue Möglichkeiten, an den Projekten mitzuarbeiten – sei es als Subunternehmer, Zulieferer oder Kooperationspartner. Oftmals wird vor allem der Weg über Partner in China und auch Hongkong zielführend sein. China lädt ausdrücklich Deutschland dazu ein, an diesem Seidenstraßenprojekt mitzuwirken – und deutsche Unternehmen sollten diese Einladung annehmen.

Die Initiative gibt der Globalisierung neuen Schwung – und Deutschland hat die Chance, ein Teil davon zu sein. Und dies ist gut so, mit Blick auf den zunehmenden Protektionismus weltweit.

Wie hilft die Konferenz den Unternehmen dabei diese Chancen zu nutzen?

Peter Ottmann: Der Kongress unterstützt Unternehmen, die im asiatischen Raum aktiv werden wollen, vor allem durch seine praxisorientierte Ausrichtung. Vertreter von Unternehmen, die die komplexen Anforderungen des Wirtschaftsstandorts China genau kennen, internationale Organisationen, deutsche Auslandshandelskammern, Bankexperten und Spezialisten der Entwicklungszusammenarbeit: Sämtliche Beteiligten verfügen über wertvolles Praxiswissen in Sachen China. Den Teilnehmern der Konferenz eröffnen sich somit viele Möglichkeiten, Wissen aufzubauen, praktische Eindrücke zu bekommen und nützliche Kontakte zu knüpfen.