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Trends im Einzelhandel 2020

Corona beschleunigt Digitalisierung und führt zu erweiterten Kundenkonditionen.
Trends im Einzelhandel 2020 © freepik / lifeforstock
 

Ein Kommentar von Vanessa Sonders,  Business Development Director bei Conversant

 

Eigentlich sind Trends eher zum Jahreswechsel ein großes Thema – und für manche vielleicht sogar ein Ritual. Alle Branchen spekulieren, welche Entwicklungen das Jahr bringen wird. 2020 startete wie gewohnt mit vielen Prognosen und auch ich habe für das neue Jahr vier Trends für den Einzelhandel gesehen: Digitalisierung, Nachhaltigkeit, neue Zahlungsmethoden und Veränderungen bei den Retouren. Doch dieses Jahr ist alles anders. Corona hat unser Leben und die Wirtschaft umgekrempelt. Höchste Zeit, die Prognosen für 2020 noch einmal unter die Lupe zu nehmen: Welche Trends haben an Relevanz gewonnen, welche verloren und wo müssen Einzelhändler eventuell nachjustieren?

1. Das Potenzial der Digitalisierung nutzen

2019 sahen 73 Prozent der Händler noch Nachholbedarf beim Thema Digitalisierung. Jedes vierte Unternehmen verkaufte bis dato nur stationär, wodurch ihnen eine zusätzliche Einnahmequelle entging. Daher stand die Digitalisierung auch vor Covid-19 auf der Agenda für den Handel 2020. Die weltweiten Ausgangsbeschränkungen haben dieses Vorhaben jedoch regelrecht forciert und beschleunigt. Mit dem Ausbruch von Covid-19, wurde ein Großteil der Geschäfte vorerst geschlossen und die Kunden waren nur online erreichbar. Retailer sollten aus dieser Erfahrung lernen und die eigene Digitalisierung weiter vorantreiben. Denn auch wenn Geschäfte wieder geöffnet sind, bestehen weiterhin Einschränkungen – Stichwort Maskenpflicht und Zugangskontrollen. Viele Händler haben in der Krise schnell umgestellt und Bestellungen beispielsweise über Instagram ermöglicht oder einen Online-Shop eingerichtet. Der Shopsoftware-Anbieter Shopify zählt beispielsweise 62 Prozent mehr Neukunden in der Zeit von 13. März bis 24. April 2020 im Vergleich zu den vorherigen 6 Wochen.

2. Nachhaltigkeit im Einzelhandel

Eine zu Beginn des Jahres veröffentlichte Studie vom Marktforschungsunternehmen dynata belegt die Wichtigkeit von Nachhaltigkeit für den E-Commerce. Eine Umfrage von Accenture von April 2020 ergab, dass sich das Verbraucherverhalten nachhaltig verändern wird. Für viele Konsumenten wurden Gesundheit und Umwelt zu einer Priorität. Auch Nachhaltigkeit hat sich so durch Corona verstärkt und sollte nicht aus den Augen verloren werden.  Maßnahmen zu mehr Nachhaltigkeit auch in der Rezession umzusetzen, ist aber eine Herausforderung. Doch Händler, die Nachhaltigkeit in ihre Unternehmensstrategie integrieren und dies effektiv kommunizieren, verschaffen sich Gehör bei den Konsumenten und werden erfolgreicher aus der Krise hervorgehen. So hat Nachhaltigkeit in der Modebranche beispielsweise durch die Krise eine höhere Relevanz erhalten.

3. Einbindung neuer Zahlungsmethoden

Bezahlmethoden spielen für Kunden eine immer größere Rolle. Zu wenig oder falsche Optionen erhöhen das Risiko, den Käufer zu verlieren. Eine Studie ergab, dass mehr als die Hälfte (52 %) der Online-Käufer eine Zahlung mit PayPal oder ähnlichen Bezahldiensten traditionellen Methoden vorziehen. In Zeiten von Corona und finanzieller Unsicherheit zögern Kunden teilweise verstärkt bei der Entscheidung, ob sie etwas bestellen oder nicht. Der Bestellvorgang, insbesondere die Bezahlung, sollte daher so einfach wie möglich gestaltet werden. Verbraucher nutzen derzeit verstärkt die Möglichkeit, auf Rechnung oder in Raten zu bezahlen. So hat auch H&M kürzlich sein Bezahlsystem aufgerüstet, jetzt ist auch eine Zahlung auf Rechnung über Klarna möglich.

4. Vorgeschriebene Rücksendegebühr

85 Prozent der Einzelhändler im Online-Geschäft bieten ihren Käufern kostenlose Rücksendungen an. Zum Schutz der Umwelt fordern Wissenschaftler eine gesetzlich vorgeschriebene Rücksendegebühr, durch die Retouren deutlich reduziert werden könnten. Allein 2018 haben die Rücksendungen 238.000 Tonnen CO2 produziert. Diese Entwicklung wäre besonders für kleine Händler positiv. Denn viele von ihnen würden gerne eine Gebühr verlangen, befürchten allerdings Umsatzeinbußen. Allerdings machte die Corona-Krise diesen Händlern einen Strich durch die Rechnung. Um in der Krise die Kunden zu halten, haben viele Online-Händler die Rücksendezeit verlängert und die Versandkosten herabgesetzt oder komplett erlassen. Eine gesetzlich vorgeschriebene Rücksendegebühr ist aktuell nicht in Aussicht. Dies könnte sich langfristig auch negativ auf den derweil positiven Trend zu mehr Nachhaltigkeit auswirken.