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Werbung via E-Mail: Ein zweischneidiges Schwert

Erschienen in „absatzwirtschaft“, Ausgabe 08/2004, S. 84-87
Optimizely | 18.08.2005
Die E-Mail ist aus dem Marketing-Mix kaum mehr wegzudenken. US-Einzelhändler geben heute bereits mehr Geld für E-Mail-Kampagnen aus als für klassische Mailings. Auch hierzulande setzen Marketingleiter verstärkt auf E-Mail-Marketing. Indes, immer häufiger ruft der Erfolg der Werbung via E-Mail auch schwarze Schafe auf den Plan. Wirtschaft und Gesetzgeber haben auf diese Fehlentwick¬lung reagiert. Der Einsatz von Spam-Filtern und die Verschärfung der gesetzlichen Vorgaben stellen das Marketing¬instrument vor eine erste große Bewährungsprobe.
Wer kennt das nicht: Unerwünschte Werbe-Mails sorgen für überquellende Mail-Postfächer. Werbung für dubiose Potenzmittel und halbseidene Kreditangebote infizieren das Datennetz wie eine Epidemie. Nach Schätzung von Experten gehen jeden Tag weltweit 12 Mrd. Spam-Mails auf die Reise. Tendenz steigend. Die Werbeflut belastet die Daten¬netze der Unter¬nehmen und bindet wertvolle Arbeitszeit der Mitarbeiter. Allein für die Europäische Union beziffert die EU-Kommission den Schaden im Jahr 2002 auf 2,5 Mrd. Euro.


** Unternehmen rüsten zum Kampf gegen die „Spam-Flut“ **

Unternehmen und Provider haben längst auf diese Entwicklung reagiert. Spam-Filter fischen die unerwünschten Werbe-Mails aus der Nachrichtenflut. Immer häufiger bleiben dabei auch E-Mails in den Filtern hängen, für die das Einverständnis der Empfänger vorliegt. Etwa 15 Prozent der seriösen E-Mail-Newsletter verfehlen dadurch ihr Ziel. Während sich die Provider mit Blick auf die eigenen Kunden bei ihrer „Anti-Spam-Politik“ noch in Zurückhaltung üben, gehen die Unternehmen rigoros gegen die Spam-Flut vor: Alles, was von der Arbeit abhält, wird systematisch geblockt.


** Werbung via E-Mail nur mit Einverständnis der Empfänger zulässig **

Eine zusätzliche Herausforderung für das E-Mail-Marketing stellen die Verschärfungen der gesetzlichen Vorgaben dar. Die novellierte Fassung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG), die am 16. Juni 2004 den Bundestag passiert hat, schafft eine neue Rechtslage. Während das Verbot der unaufgeforderten Zusendung von elektro¬nischer Post unter dem Aspekt der belästigenden Werbung bislang aus § 1 UWG ab¬geleitet wurde, wird das „Spam-Verbot“ in der UWG-Novelle (UWG-E) erstmals aus¬drücklich fest¬geschrie¬ben.
Nach der neuen Vorschrift von § 7 UWG-E hängt die Zulässigkeit der Werbung davon ab, ob der Empfänger im Vorfeld seine Einwilligung erteilt hat. Bei Verstößen gegen das „Spam-Verbot“ droht den Unternehmen eine Abschöpfung ihrer Gewinne. Eine juristische Handhabe gegen schwarze Schafe sieht das Gesetz indes nur für Mitbewerber und die Verbraucher¬verbände sowie für die Industrie- und Handelskammern vor.


** Was tun, damit seriöse Werbe-Mails auch tatsächlich ankommen? **

Unternehmen, die einen E-Mail-Newsletter versenden, müssen eine ganze Reihe von Regeln beachten, damit sie nicht an den Anti-Spam-Maßnahmen ihrer Kunden und der Provider scheitern. Die wichtigste Regel: Stellen Sie sicher, dass Ihre E-Mail-Marketing-Aktivitäten im Einklang mit den gesetzlichen Vorgaben stehen. Arbeiten Sie nur mit seriösen Dienstleistern zusammen, die ausschließlich angeforderte E-Mails versenden.


** Verwenden Sie nur saubere Adressen **

Sorgen Sie dafür, dass in jedem Fall die Einwilligung der Empfänger vorliegt (Opt-In). Nach Erteilen der Einwilligung sollte eine Bestätigungs-Mail gesendet werden, in der eine weitere Bestätigung gefordert wird (Double Opt-In) oder zumindest eine Widerspruchs¬möglich¬keit besteht (Confirmed Opt-In). Stellen Sie sicher, dass die Log-Files, die die Kommunikation pro¬¬tokollieren, archiviert werden, denn die Beweislast trägt der Auftraggeber. Jedes E-Mail muss dem Empfänger die Möglichkeit geben, dem Erhalt weiterer E-Mails zu widersprechen. Daher darf eine Abbestellfunktion nicht fehlen. Am besten ist ein Unsubscribe-Link verknüpft mit einer Sicherheitsabfrage („Sind Sie sicher, dass Sie den News¬letter abbestellen wollen?“).


** Der Weg zu neuen Newsletter-Abonnenten **

Der einfachste und kostengünstigste Weg zu neuen Newsletter-Abonnenten geht über ein Formular auf der eigenen Homepage, in das sich die Besucher der Internetseite eintragen können. Reicht das über die eigene Site generierte Volumen nicht aus, so lassen sich über spezielle Anbieter weitere Abonnenten gewinnen. So bietet der Berliner E-Mail-Marketing-Dienstleister optivo eine Lösung für „Co-Registrierung“. Dazu werden interaktive Web-Elemente, die eine Online-Registrierung ermöglichen, in die bestehenden Internet¬¬seiten der optivo-Partner eingebunden. Mehr als 400 Websites umfasst das Partnernetzwerk von optivo inzwischen, darunter auch Branchen¬größen wie GMX und bild.t-online.de. Bis zu 50.000 Adressen lassen sich auf diese Weise pro Monat generieren. Zu den Unternehmen, die diese Lösung nutzen, zählt unter anderem der Lebensmittel-Discounter Plus.

** Gestaltung: Je einfacher, desto besser **

Seriöse Absenderadressen sind ein Muss: E-Mails von dubiosen Absendern landen meist ungelesen im virtuellen Papierkorb. Der eigene Firmen- oder Produktname in der Absender¬adresse öffnet den Weg in das elektronische Postfach. Setzen Sie dabei auf Kontinuität, da häufig nur E-Mails von Absendern im Posteingang eines Empfängers landen, die auch in seinem persönlichen Adressbuch gespeichert sind.
Reizworte in Betreff und Body sind tabu: Spam-Filter durchforsten sämtliche E-Mails nach Hinweisen auf unerwünschte Werbung. So wird die Betreffzeile nach bestimmten Begriffen durchsucht. Reizworte wie „Sex“ sind absolut tabu. Etwas freier sind Sie bei der Gestaltung des Textes. Doch auch hier gilt: Verzichten Sie auf anstößige Begriffe und allzu reißerische Formulierungen („Super-Schnäppchen“), wenn Sie verhindern wollen, dass Ihre E-Mails von Spam-Filtern aus¬sortiert werden. Auch Datei¬anhänge sollten Sie mit Bedacht einsetzen, da diese häufig von Spam-Filtern und Firewalls geblockt werden.
Die Gestaltung der E-Mail-Newsletter ergibt sich im wesentlichen aus dem Corporate Design Ihres Unternehmens. Die Erfahrung zeigt, dass die Response-Rate umso größer ist, je einfacher das Angebot gehalten ist und je übersichtlicher die Inhalte aufbereitet sind. Für die Aufbereitung stehen drei Formate zur Verfügung: Text, HTML und Multipart. Newsletter, die im HTML-Format erstellt wurden, erzielen die höchsten Responseraten – vorausgesetzt, der E-Mail-Client unter¬stützt dieses Format. Deshalb lassen sich die besten Ergebnisse mit dem Multipart-Format erzielen. Hier wird ein Text- und ein HTML-Bestandteil versendet.


** Inhalte: Erwartet, relevant und personalisiert **

Der Schlüssel zum Erfolg des E-Mail-Maketings liegt in der Einwilligung der Empfänger in die Zusendung eines Werbe-Mails. Wer einen E-Mail-Newsletter abonniert, möchte diesen auch erhalten, und zwar mit einer gewissen Regelmäßigkeit. Der optimale Erscheinungsrhythmus hängt von den Inhalten und der Zielgruppe ab. Als sinnvoll hat es sich erwiesen, das erste
E-Mail zeitnah zur Registrierung eines Abonnenten zu versenden. Anschließend sollte dann der reguläre Newsletterversand beginnen.
Versenden Sie nur Inhalte, für die sich die Empfänger auch registriert haben. Irrelevante Inhalte quittieren die Empfänger mit einer Abmeldung aus dem Verteiler. Sprechen Sie Ihre Newsletter-Abonnenten persönlich an. Sie können die Personalisierung verstärken, indem Sie bestimmte Inhalte nur anzeigen, wenn diese zu dem festgelegten Nutzer-Profil passen. Beim E-Mail-Marketing lässt sich das Leseverhalten über Klick- und Öffnungsraten exakt beob¬achten. Wenn Sie die Interessen der Newsletter-Abonnenten kennen gelernt haben, können Sie personalisierte Angebote unterbreiten, die auf die spezifischen Interessen der einzelnen Leser zugeschnitten sind. So entsteht ein geschlossener Kommunikations¬kreislauf (Stichwort „Closed Loop Marketing“), der es Ihnen ermöglicht, Ihre Zielgruppe immer besser kennen zu lernen.


** Wie Dienstleister den Erfolg einer E-Mail-Marketing-Kampagne messen **

Kein anderes Marketinginstrument bietet so vielfältige Möglichkeiten, den Erfolg zu messen, wie das E-Mail-Marketing. Während der Werbeerfolg bei den klassischen Instrumenten nur näherungsweise bestimmt werden kann, lässt sich die Effektivität einer E-Mail-Marketing-Kampagne auf den Cent genau ermitteln. Dies gilt zumindest für professionelle Software¬lösungen und die Angebote seriöser E-Mail-Marketing-Dienstleister.
Zu den Standard-Parametern der Erfolgsmessung zählen die Zahl der versandten E-Mails, die Zahl der nicht zustellbaren E-Mails („Bounces“), die Zahl der geöffneten E-Mails sowie die Gesamtzahl geklickter Links und die Zahl der Klicks auf jeden einzelnen Link. Aus diesen Daten lassen sich bereits interessante Rückschlüsse ziehen: So gibt die Öffnungsrate etwa Aufschluss über die Aufmerksamkeitswirkung der Betreffzeile. Ein Vergleich der Klickraten vermittelt ein Bild von der Attraktivität der in einem Newsletter beworbenen Angebote.
Durch geringfügige Anpassungen der mit einem Newsletter verknüpften Website lässt sich zusätzlich ermitteln, wie viele Leser dort eine bestimmte Aktion ausgeführt haben ("Post-Click-tracking") bzw. welchen Weg die User nach dem Klick auf einen Newsletterlink durch die Website des Werbetreibenden genommen haben ("Clickstream-Tracking"). Möglich wird dies durch Grafiken von der Größe eines Bildschirmpunktes, die bei jedem Aufruf einer Seite vom Server des Versenders heruntergeladen und gezählt werden. So wird in letzter Konsequenz eine komplette Webtraffic-Analyse der mit einem Newsletter verlinkten Website möglich. Das beweist: Das E-Mail kommt dem Idealbild der Marketer nach absoluter Transparenz und Messbarkeit so nahe wie kein anderes Werbemedium zuvor.


** Fazit **

E-Mail-Marketing bietet – richtig angewandt – klare Vorteile gegenüber klassischen Direkt¬marketinginstrumenten. Wer die rechtlichen Regeln einhält und die Gestaltungsprinzipien für E-Mail-Marketing beachtet, verfügt auch in Zeiten einer anschwellenden „Spam-Flut“ über ein günstiges und leistungsfähiges Instrument zur Festigung der Kundenbindung und zur Erschließung neuer Kunden- und Absatzpotenziale.


** 10 Tipps für rechtskonformes E-Mail-Marketing **

So stellen Sie sicher, dass angeforderte E-Mails trotz der wachsenden Verbreitung von Spam-Filtern ihre Empfänger erreichen
1. Einwilligung: Versenden Sie niemals unaufgeforderte E-Mails
2. Datenschutzerklärung: Klären Sie die Empfänger über die Verwendung der Daten auf
3. Abmeldelink: Versehen Sie jede E-Mail mit einem Unsubscribe-Link, der eine bequeme und zuverlässige Abmeldung aus dem E-Mail-Verteiler ermöglicht
4. Absenderkennung: Verwenden Sie für den Versand stets dieselbe Absenderadresse
5. Reizworte in Betreff und Body: Wählen Sie den Inhalt der Betreffzeile und des Body-Textes mit Bedacht
6. Personalisierung: Sprechen Sie die Empfänger persönlich an und verwenden Sie personalisierte Inhalte
7. Versand im Multipart-Format: Versenden Sie HTML-Mails immer im Multipart-Format und niemals im reinen HTML-Format
8. Keine Dateianhänge: Verzichten Sie beim Versand von Serien-E-Mails nach Möglichkeit auf Dateianhänge.
9. Sorgfältige Nachbereitung: Nehmen Sie Rückläufer aus dem Verteiler und reagieren Sie rasch auf Beschwerden. Nutzen Sie die Auswertungsmöglichkeiten professioneller
E-Mail-Marketing-Lösungen
10. Seriöse Dienstleister: Arbeiten Sie nur mit E-Mail-Marketing-Dienstleistern zusammen, die ausschließlich angeforderte E-Mails versenden


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Über den Autor:

Gerd M. Fuchs
Leiter Vertrieb & Justiziar optivo GmbH

Fuchs studierte Jura an der Universität Köln. Seine Affinität zu den Medien
und medialen Inhalten stellte er nicht nur als Jurist, sondern auch als
Redakteur und Producer bei diversen TV-Sendern unter Beweis. Zu Zeiten des
Internetbooms ging Fuchs nach Berlin, wo er bei der I-D Media AG als
Projektleiter und als Legal Counsel fungierte. 2001 wechselte Fuchs ins
Business Development zu handwerk.de und war dort gleichzeitig als Justitiar
beschäftigt. Derzeit ist Fuchs wiederum in einer Doppelfunktion als Leiter
Vertrieb und Justitiar bei der optivo GmbH tätig.


Über optivo:

optivo ist ein Komplett-Dienstleister im Bereich Emailmarketing und deckt
mit seiner Produktpalette alle wichtigen Bestandteile einer erfolgreichen
Emailmarketing-Strategie ab: streng Permission-basierte Gewinnung von
Newsletterabonnenten, Emailversand über eine hochleistungsfähige
ASP-Plattform sowie Durchführung von Standalone-Kampagnen via
Email-Listbroking - alles aus einer Hand.


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Telefon: 030 / 41 72 42 33
Fax: 030 / 41 72 42 39

Email: gerd.fuchs@optivo.de
Website: www.optivo.de

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