GEO: Wie Marken für LLMs relevant werden
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Vor den LLMs war digitale Sichtbarkeit wie ein technisches Spiel. Wer die Regeln verstand, passte seine Inhalte an und fütterte die (Such-)Maschine mit Keywords, Backlinks und extra für sie strukturierten Daten und wurde belohnt mit Reichweite. Doch diese Ära geht zu Ende, denn die Art, wie Menschen nach Informationen suchen / sie konsumieren, hat sich radikal verändert.
Heute wollen sie keine Links mehr durchklicken, sondern kontextreiche, prägnante Antworten. Sie erwarten, dass das Internet nicht nur Inhalte anzeigt, sondern direkt auch Sinn für sie daraus macht. Und genau hier beginnt GEO – Generative Engine Optimization – die Spielregeln der Sichtbarkeit neu zu strukturieren.
GEO und SEO: Same, same and very different
Während SEO auf der Logik des Rankings basiert, bewegt sich GEO auf der Ebene des Verständnisses. Die „Such”-maschine wird damit zur „Antwort”-maschine, und Relevanz wird nicht länger daran festgemacht, wer am lautesten und am stärksten ruft, sondern wer als glaubwürdig und vertrauenswürdig (in den Augen der LLMs) gilt.
GEO ist damit für Kommunikator:innen keine technische Disziplin, sondern eine kulturelle. Was eigentlich seit mindestens einem Jahrzehnt schon hätte selbstverständlich sein sollen, wird jetzt zum unternehmerischen Überlebensfaktor: GEO fordert von Unternehmen, ihre Kommunikationsarchitektur so zu gestalten, dass sie über verschiedene Kanäle, Plattformen und Kontexte hinweg dieselbe Geschichte erzählt. Denn nur wer durch die LLMs als semantisch verlässlich wahrgenommen wird, bleibt sichtbar und hat eine Chance in die Köpfe der Leser:innen vorzudringen.
Das klingt jetzt im ersten Schritt vielleicht etwas theoretisch, ist aber in Wahrheit hoch praktisch. GEO fragt: Wie wird meine Marke beschrieben, wenn niemand sie direkt sucht? In welchen Themenfeldern taucht sie auf, wenn über mein Segment oder meine Branche sogar über mich als Person gesprochen wird?
Und: Stimmen diese Beschreibungen mit meinem Selbstbild oder dem gewünschten Bild meiner Marke oder meines Unternehmens überein? Eine Marke, die in diversen Informationsströmen (earned und owned) konsistent auftritt, sendet ein starkes Signal: Sie ist vertrauenswürdig, sie ist empfehlenswert, sie ist den Mitbewerbern gegenüber zu bevorzugen.
Bekannte SEO-Prinzipien wandeln sich
Die altbekannte SEO-Matrix aus Experience, Expertise, Authority und Trustworthiness (E-E-A-T) bekommt in diesem neuen Kontext eine frische Bedeutung und wird daher auch weiterhin gern zitiert und angewendet:
Erfahrung meint nicht mehr nur operative Kompetenz, sondern dokumentierte Praxis (z.B. belegbare Ergebnisse, reale Cases, messbare Wirkung). Expertise entsteht durch Menschen, die als Stimmen ihrer Organisation erkennbar sind, mit klarem Standpunkt und eigener Tonalität – zum Beispiel als Corporate Ambassadors.
Autorität wächst nicht durch technische Optimierung, sondern durch Präsenz in seriösen Kontexten (z.B. Fachmedien, Studien, Panels, Diskussionen). Und Vertrauen ergibt sich dann aus einem konsistenten Gesamtbild: Wenn das, was auf der Website steht, mit dem übereinstimmt, was andere über einen sagen, dann entsteht neue digitale Glaubwürdigkeit.
Diese Entwicklung ist mehr als ein technischer Wandel. Sie ist ein Bewusstseinswandel. Kommunikation wird zur semantischen Architektur. PR, SEO und Datenstrategie wachsen zusammen, weil sie alle an einem gemeinsamen Ziel arbeiten: als Marke verstanden zu werden.
GEO fordert uns also mehr denn je dazu heraus, Kommunikation nicht mehr als lineare Verbreitung von Botschaften zu denken, sondern als Pflege eines fortlaufenden, vernetzten Narrativs.
GEO-Kommunikation in die Praxis übertragen
Was heißt das in der Praxis? GEO bedeutet, Verantwortung für das eigene digitale Wirken zu übernehmen. Es geht (wie vorher auch) darum, regelmäßig im LLM-Kontext zu prüfen, wie die eigene Marke beschrieben wird, welche Quellen über einen sprechen und ob diese Beschreibungen aktuell, richtig und konsistent sind.
Es geht darum, Kommunikationsinhalte so aufzubereiten, dass sie zitiert, geteilt und in unterschiedlichen Kontexten wiederverwendet werden können. Und es geht darum, selbst die Quelle zu sein, auf die andere sich beziehen können. Kurz:
GEO verlangt, das eigene Kommunikations-Ökosystem spätestens jetzt als Ganzes zu denken – von Website über Social Media bis hin zu Pressearbeit, Studien und Thought Leadership.
SEO hat uns Disziplin beigebracht. GEO verlangt Integrität. Während SEO versuchte, Aufmerksamkeit zu erzeugen, geht es bei GEO um Bedeutung. Es reicht nicht mehr, sichtbar zu sein. Man muss erinnerungswürdig sein.
GEO ist dabei aber keine Bedrohung für SEO, sondern ihre nächste Entwicklungsstufe: die Rückkehr zur strategischen Essenz von Kommunikation.