Marketing-Börse PLUS - Fachbeiträge zu Marketing und Digitalisierung
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Auf dem Weg in die Zwei-Klassen-Gesellschaft

Spam nervt!
AGNITAS AG | 09.02.2006
Da ist es nicht verwunderlich, dass die Mail-Provider immer schärfere Spam-Filter einsetzen, um ihre Kunden zu schützen. Leider wird dabei so manches Mal das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Dann werden auch erwünschte Mails gefiltert („False Positives“).

In Deutschland wird daher ein neuer Weg beschritten. Der Verband der deutschen Internetwirtschaft (Eco) und der Deutsche Direktmarketing Verband (DDV) haben gemeinsam die Certified Senders Alliance (CSA) gegründet, die E-Mail-Versender zertifiziert und die Einhaltung von definierten Regeln überwacht. Die CSA ist kein kommerzielles Unternehmen, sondern getragen durch nicht gewinnorientierte Vereine.

Derzeit nehmen bereits 5 der Top-10-Provider in Deutschland die CSA-zertifizierten Versender automatisch in ihre Whitelists auf: 1&1, Arcor, Freenet, GMX und Lycos. Erste teilnehmende Provider wie Freenet wehren direkte Anfragen von Versendern nach einem Whitelisting bereits ab und verweisen auf die CSA-Zertifizierung.

Allerdings ist auch die CSA nicht kostenlos, denn der Zertifizierungsprozess, die Überwachung, die Beschwerde-Hotline und die Verfolgung der Beschwerden wollen schließlich bezahlt sein. Und genau hier liegt das Problem: Während sich große E-Mail-Marketing-Dienstleister den Service locker leisten können (und müssen), sind für einen Versender von kleinen Volumen die Kosten von 300 bis 950 Euro pro Monat schon erheblich und können ein „Porto“ von bis zu einigen Cent pro E-Mail bedeuten.

Auf der anderen Seite glaube ich, dass man in Deutschland um diesen Service mittel- bis langfristig nicht herumkommt. Nicht rechtliche, sondern nur technische Maßnahmen werden wirklich gegen Spam helfen. Außerdem ist bereits jetzt abzusehen, dass die CSA-Provider ihre Filter noch enger einstellen werden.

Damit sind wir im E-Mail-Marketing auf dem Weg in eine 2-Klassen-Gesellschaft: Wer sich die Kosten der CSA nicht leisten kann, muss hoffen und bangen, ob seine E-Mails die Empfänger erreichen.

Erschienen in Ausgabe 12/2005 internet WORLD BUSINESS.