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E-Mail hält auch 2010 alles zusammen

2010 ist noch frisch, aber wieder einmal ist es Zeit, sich grundlegende Gedanken zu machen:
- Ist E-Mail-Marketing 2010 noch interessant?
- Kann dieser Kommunikationskanal noch mit anderen mithalten?
- Kommen Botschaften auch beim User an, oder landen sie im Spamfolder?
- Interessieren sich meine User überhaupt für meine Nachrichten?

Wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Internetnutzer bis zu 30 Mails pro Tag erhält und im Schnitt 7 Newsletter liest, ist dies ein treffsicheres Indiz dafür, dass die Kommunikation via E-Mail nach wie vor sehr wichtig ist und genutzt wird. Sicherlich hat die E-Mail in Zeiten von Blogs, Tweets, Social-Networks und anderen Diensten ein wenig an Gewicht verloren, aber zu bedenken ist, dass alle diese Dienste selbst ebenfalls ständig den E-Mail Kanal nutzen.
Sie erfahren von neuen Blog-Einträgen, man teilt Ihnen mit, wenn neue „Follower“ auf Twitter eingecheckt haben, Sie erhalten Informationen darüber, wer gerade wen kennt ... – all das wird zur Sicherheit auch nochmals per E-Mail bestätigt, damit niemand vergißt, dass all diese Portale da sind und auch genutzt werden wollen!
E-Mail als Kommunikationskanal scheint daher nicht nur „nicht ausgedient“ zu haben – im Gegenteil, er hält das ganze neue Konstrukt aus Diensten erst zusammen und am Leben.

Wie steht es um das E-Mail-Marketing? Die Frage nach den Spamfoldern hatte in den letzten Jahren fast krankhafte Ausmaße angenommen. Immer wichtiger wurde die sogenannte Zustellbarkeits-Prüfung. War ein Filter überwunden, machte der nächste Probleme. Texte wurden bis zur Unkenntlichkeit optimiert, Betreffzeilen bis zur Sinnlosigkeit entstellt, Hauptsache die E-Mail oder der Newsletter kamen durch die Spamfilter.
Mit steigenden Öffnungs- und Klickzahlen wurde jedoch kaum ein Marketer nach all diesen Mühen belohnt – woran liegt das?
Ich bin überzeugt, dass das wichtigste am E-Mail-Marketing schlichtweg aus den Augen verloren wurde – der Empfänger! Sicherlich soll das kein Aufruf zur Abschaffung der Zustellbarkeitstests sein! Eine gesunde Verteilung der Aufmerksamkeit zwischen Spamcheck und Check-of-Interest (so nenne ich das einfach mal) würde schon helfen!

Fallbeispiel: Stellen Sie sich vor, Sie sind ein „Durchschnittsdeutscher“ ! Schwierige Vorstellung, aber die soll es ja geben ;-) Sie erhalten also die berühmten 7 Durchschnittsnewsletter und durchschnittlich 30 zusätzliche E-Mails pro Tag.
Sie sind froh, dass Ihr Outlook oder Ihr Freemail-Account halbwegs läuft und der neue Rechner, den Sie zu Weihnachten angeschafft haben, sein Geld wert ist. Klar, der hat ja auch 30% mehr gekostet als jetzt – 3 Wochen nach dem großen (Kauf-) Fest.
Zudem sind Sie aktives Mitglied bei Wer-kennt-wen und freuen sich über jeden alten Klassenkameraden, der Sie aufgestöbert hat. Wenn ab und zu einer dabei ist, der Ihnen zwischenzeitlich gänzlich entfallen ist ... auch nicht weiter tragisch – man hat sich ja jetzt wieder gefunden. Zudem zwitschern Sie von Zeit zu Zeit, um Ihre sicherlich noch wachsende Anzahl von Jüngern über Ihr Leben auf dem Laufenden zu halten.
Sie haben also in Ihrer Inbox Newsletter, Nachrichten von „echten“ Freunden und Bekannten, Mitteilungen von längst verschollen geglaubten Freunden, ein paar dubiose Viagra und Casino Nachrichten, die es trotz allem durch Ihren Spamfilter geschafft haben und diverse andere Meldungen. Wie behalten Sie da noch den Überblick?

Gehe ich von mir selbst aus, werden sämtliche Betreffzeilen mit kritischem Auge gescannt und blitzschnell mindestens die Hälfte des elektronischen Schrotts gelöscht. Wer will schon seine Freizeit am Rechner mit dem Lesen unzähliger Nachrichten verbringen?
Was diesen ersten Radikalschlag überlebt hat, wird einem zweiten Screening unterzogen. Shops die mir den dritten Newsletter in 2 Tagen schicken, fliegen raus. Ein Rechner im Halbjahr reicht! Meine gesammelten Twitter-Follower schaue ich mir später an und WKW besuche ich nachher auch noch, also weg mit den ganzen Portalmeldungen – vielleicht lasse ich mir noch die Namen der wiedergefundenen Freunde und Jünger im Vorschaufenster einblenden, dann reichts aber auch ... ist sowieso immer dasselbe!
So und der klägliche Rest sind vielleicht noch 5 Nachrichten, die mich tatsächlich interessieren. Warum ich mich für diese entschieden habe? Sie haben einen für mich interessanten und eindeutig erkennbaren Absender, das Subject läßt auf interessante Inhalte schließen und ich könnte evtl. einen Vorteil davon haben, diese E-Mail jetzt zu öffnen und zu lesen.

Wer sich vor der Durchführung eigener E-Mail-Marketing Aktionen ein klein wenig in die Empfänger versetzt und diese Vorgehensweise einmal bei sich selbst durchexerziert, wird davon auch bei den eigenen Marketingmaßnahmen profitieren.
Regeln die bereits früher galten, wurden nicht einfach abgeschafft, weil andere Problemstellungen – wie z.B. der Spamfilter – in den Vordergrund traten. Sie sind nach wie vor gültig und können an der ein oder anderen Stelle mehr nutzen als die perfekt durchgestyle spamfreie Botschaft.

Hier meine Tipps:
- Gestalten Sie Ihren Absender klar erkennbar, damit Sie nicht untergehen!
- Fordern Sie Ihre Leser auf, Sie in ihr Adressbuch aufzunehmen!
- Gestalten Sie Ihre Betreffzeile kurz, aussagekräftig und spannend!
- Wählen Sie einen Versandrhytmus, der von der Relevanz Ihrer Botschaft abhängt. Je mehr Nachrichten innerhalb kurzer Zeit, desto entbehrlicher werden die einzelnen E-Mails (die nächste kommt ja sowieso in Kürze).
- Ordnen Sie Content und Subject nicht immer um jeden Preis dem Spamcheck unter. Bedenken Sie, dass treue Leser Sie ggf. ohnehin im Adressbuch eingetragen haben und prüfen Sie zunächst den Anteil der tatsächlich betroffenen User.

Fazit: Neben allen technischen Einflüssen sollte der Empfänger beim E-Mail-Marketing 2010 wieder etwas mehr in den Mittelpunkt rücken – dann klappts auch wieder mit den Öffnungen und Klicks!